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Thunder Road (2018)

© Koch Films in Deutschland
© Koch Films in Deutschland

Thunder Road basiert auf einem im Jahr 2016 erschienenen Kurzfilm gleichen Namens, der beim Sundance Filmfestival Premiere feierte und dort auch eine Auszeichnung erhielt. Die Regie, das Drehbuch und die Hauptrolle übernahm bei beiden Filmen Jim Cummings. Dieser hatte hauptsächlich Kurzfilme gemacht und ist bekannt für seine filmische Darstellung in einem Take ohne einen einzigen Schnitt (eine sehenswerte Empfehlung ist hier bspw. Minutes). Im Kurzfilm geht es um einen Polizisten, der eine merkwürdige Abschiedsrede auf der Beerdigung seiner Mutter hält und abschließend zum Song Thunder Road von Bruce Springsteen tanzt.


Inhalt

Diese Szene dauert im adaptierten Spielfilm stolze 12 Minuten ohne Schnitt, nur mit dem Unterschied, dass jetzt der CD-Spieler defekt ist und der Tanz improvisiert werden muss. Man merkt sofort, dass der Polizist zwar ein anständiger Mensch ist, aber er scheint es in seinem Leben ohnehin nicht leicht gehabt zu haben - und nun kommt eben noch der Tod seiner Mutter als weitere psychische Belastung hinzu. Mit den Nerven am Ende, muss er sich anstrengen, um nicht die Beherrschung in den alltäglichen Lebenssituationen zu verlieren. Er möchte schließlich nicht die Menschen in seinem Leben enttäuschen, die ihm etwas bedeuten – allen voran seine Tochter. Ausgerechnet hier kommen aber weitere Probleme auf ihn zu. Die Mutter des Kindes, von der er getrennt lebt und mit der er das Sorgerecht teilt, hat einen neuen Partner gefunden und will nun das alleinige Sorgerecht beantragen und in eine andere Stadt umziehen.


Fazit

Um den Film zu realisieren, startete Jim Cummings eine Fundraising-Kampagne und erhielt etwa 200.000 $. Mehr benötigte er nicht und spielte die Produktionskosten direkt am ersten Startwochenende des Films in den USA (67 Kinos führten ihn vor) wieder ein. Bevor die Aufnahmen begannen, nahm er das Drehbuch mit verschiedenen Stimmen für die Charaktere auf einer Tonspur auf und bat den Filmstab und die Besetzung, sich die Aufzeichnung anzuhören, damit sie wussten, wie der fertige Film aussehen soll.

An einer Stelle des Films zerschlägt der Hauptdarsteller eine Autoscheibe. Jim Cummings blutete stark wegen der schweren Schnittverletzung. Durch das geringe Budget und den potentiellen Verlust von Regisseur, Autor und Hauptdarsteller für mehrere Tage ging er aber nicht ins Krankenhaus und trägt so bis heute eine Narbe an seiner Hand davon.

Als Nicolas Cage den Film gesehen hat, sagte er, dass Filme wie dieser für ihn die Leidenschaft für das Filmemachen erhalten. Er war so begeistert, dass er direkt nach dem Anschauen Jim Cummings anrief - seitdem sind die beiden befreundet.

 

In einem Interview sagte Jim Cummings, dass der Film wie das Leben sein soll: Es ist mal traurig, mal schön, es gibt Höhen und Tiefen. Manche Situationen kann man meistern, andere nicht. Mal ist es euphorisch, mal deprimierend. Diesen Grundton hat Jim Cummings perfekt mit dieser Tragikomödie ins Filmische übersetzt und einen der besten Filme des Jahres 2018 geschaffen. Es kann aber angenommen werden, dass der Texter für deutsche Filmtitel ihn nicht wirklich gesehen hat und deshalb völlig uninspiriert Der Chaos Cop nannte. Wer in einen Film mit diesem Titel geht, der erwartet einen dicken Kaufhaushüter, der über Nacht in selbigem eingesperrt wird und lustige Abenteuer mit Flatulenz erlebt. Somit wurden ganz sicher zahlreiche Zuschauer wegen falscher Erwartungen. Diejenigen, für die der Film gemacht ist, werden ihn andererseits schon wegen des Titels womöglich niemals zu sehen bekommen. Das ist sehr schade.

 

10 von 10 Händen, die geübt gegeneinander klatschen, gesehen im OmU

Tim