Der im Jahr 1982 veröffentlichte Film Blade Runner zählt heute zu den beliebtesten Kultfilmen unter Science-Fiction-Freunden. Er hat das Genre geprägt und zahlreiche weitere Filme. Auch ein innerhalb des Films auftauchender Monolog beschäftigt Fans seither und findet weitere Verwendung in Liedern, Büchern und Computerspielen: Das Tannhäuser Tor. [Spoiler: Der Androide erwähnt das Tor mit einem seiner letzten Atemzüge]. Hier ein Beitrag der knappen Stunde Gemütlichkeit für die Fangemeinde zum eventuellen Ursprung.
Saalfeld in Thüringen ist unter anderem bekannt für sein ehemaliges Bergwerk, welches seit Anfang des 20. Jahrhunderts Feengrotten genannt wird. Hier wurde mit Einsetzen der Reformation Alaun abgebaut – ein damals begehrter Stoff, der bis dahin aus dem Orient eingeführt wurde. Alternativ dazu gab es zwar auch in Italien Bergwerke, allerdings wurde per päbstlichem Erlass diese Alaunquelle nur von der katholischen Kirche genutzt. Aus Alaun konnte man einen Farbstoff machen, eine Brandschutzlasur oder es diente auch als natürliches Deodorant u.a. Mit dem Beginn der Entdeckung chemischer Verfahren zum Ende des 19. Jahrhunderts fanden die Arbeiten in der Mine ihr Ende. Der zu diesem Zeitpunkte einzige Bergmann schilderte, wie er sich bei der Arbeit wohler fühlte. So wurde eine neue Einnahmequelle entdeckt, denn durch die Sohle und die Luft im Bergwerk konnte man Gicht, Rheuma und auch Lungenerkrankungen mildern. Der Berliner Kaufmann Adolf Mützelburg, der nun die Mine übernahm, wollte dafür sorgen, dass genügend Heilbäder im Inneren des Bergwerks zur Verfügung standen und ließ Bergmänner Schutt und Sohle abtragen. Dabei ereignete sich beinahe ein Unglück, als zu viel Material an einer Stelle abgetragen wurde. Eine Lampe zerbrach und entfachte ein größeres Feuer, was einen neu freigelegten Hohlraum erleuchtete und zu großem Erstaunen führte: Der später mit passendem Namen versehene Märchendom wurde dadurch freigelegt. Die Tropfsteinhöhle mit über die Jahrtausende entwickelten Kalksteinformationen bot den Entdeckern einen bezaubernden Anblick. Dies führte dazu, dass ab Anfang des 20. Jahrhunderts das Bergwerk als Ausflugziel und Attraktion genutzt wurde und deutschlandweit Bekanntheit erlangte. Auch Siegfried Wagner, der Sohn von Komponist Richard Wagner, war sehr beeindruckt vom Anblick. So sehr, dass er fast ein Jahrzent eine originalgetreue Abbildung als Bühnenbild bei den Bayreuther Festspielen der Oper Tannhäuser benutzte.
Zurück zum Film Blade Runner: Wer auf die Idee des Tannhäuser Tores gekommen ist, lässt sich nicht so leicht klären. Drehbuchautor und Regisseur Sir Ridley Scott sagte, dass der Darsteller Rutger Hauer den Text komplett improvisiert habe. Selbiger wiederum sagt, er habe nur die letzten beiden Sätze improvisiert und das Tannhäuser Tor stand schon im Drehbuch. So oder so, im Laufe der Zeit und des filmischen Schaffens hat sich immer wieder herausgestellt, dass Sir Ridley Scott ein großer Wagner-Fan sein muss, wie man es an beispielsweise bei Gladiator oder Alien: Covenant sieht und hört.
Der Blick auf die Tropfsteinformation könnte Ausgangspunkt des Tannhäuser Tors gewesen sein. Vielleicht war Sir Ridley Scott hier selbst schon zu Besuch – oder er hat irgendwann einmal eine der Filmaufnahmen von Siegfried Wagners Aufführung gesehen?
Tim
